Inbewusst leben

„Leg‘ Dich doch hin!“

Es hat lange gedauert bis ich wieder die Intention hatte, einen Blogbeitrag zu veröffentlichen. Es war so viel los die letzten Tage, dass ich oftmals gar nicht weiß, wie ich das überhaupt alles überstanden habe. Dank meiner Familie haben wir alles irgendwie, irgendwann gemanaged und jetzt lieg ich hier in meinem neuen Bett in meinem neuen Heim und weiß gar nicht, wo ich die ganze Zeit war. Klar kann ich wiedergeben, was die letzten Tage passiert ist, aber trotzdem habe ich das Gefühl teilweise den Schalter auf „automatisch“ gegeben zu haben, und erst jetzt im Nachhinein alles durchlebe. Und verarbeite. Ich verarbeite viel. Ich brauche lange zu verarbeiten. Und ab und an gibt es auch Dinge, die sich nicht verarbeiten lassen.

Tag 1 //

Die letzten zwei Tage waren ein Hoch und ein Runter. Up und Down. Links und Rechts. Nichts geradliniges. Nichts konstantes. Ich kann ehrlich nicht behaupten zu wissen, was das war. Aber ich weiß. Es hat jetzt ein Ende.
Ich war kaputt. Ich war müde. Unfassbar energielos. Antriebslos. Und obwohl ich dieses „Nichts-Tun“ so lange ersehnt habe, geht es mir nach zwei Tagen unfassbar auf den Nerv. Schon nach knapp zwei freien Tagen habe ich das Gefühl, ich vergeude meine Zeit. Ich verplempere mein schönes Leben und jede kostbare Sekunde.

Und das schlimmste daran: Ich weiß, dass ich an dieser Denkweise selbst Schuld bin.

Ich weiß, dass ich die einzige Person bin, die mein Leben in der Hand hat. Normal bin ich für meinen Ehrgeiz, meinen Perfektionismus und meine Ausdauer bekannt, doch gerade, fühl ich mich nicht wie diese Vivi.

Gerade, gibt mir mein Körper 1 Millionen Zeichen nichts zu tun.
Leg‘ Dich doch hin!“ schreit er. Minute für Minute. Und obwohl ich weiß, dass mein Körper recht hat, fällt es mir unfassbar schwer. Ich weiß, dass ich runter vom Gas, und einfach einmal einen Schritt langsamer gehen sollte. Doch einfach nur zu liegen, ist wohl eine der schwierigsten Aufgaben für mich. „Leg‘ Dich doch hin!“, der nächste Schrei, dieses Mal von der Schläfe. Heftige Kopfschmerzen verfolgen mich seit zwei Tagen, und obwohl ich genügend trinke, mir frische Luft gönne, und gutes für mich tue, gehen sie dieses Mal einfach nicht weg. Meine momentane Behandlungsmethode reicht wohl nicht.

Tag 2 //

Seit gestern – bzw. um ehrlich zu sein, schon seit vier Tagen- wehre ich mich gegen Müdigkeit. Gegen dieses ausgelaugt sein und gegen liegen und ruhen. Dieser Kampf ist sehr ermüdend, und hat mich doch noch nicht all zu weit gebracht, denn besser fühle ich mich nicht wirklich.  Also versuchte ich es heute mal ganz anders. Ich habe den Tag von einer anderen Perspektive betrachtet, und den Kampf gleich am Morgen aufgegeben oder besser gesagt: Ich habe mich hingegeben.


Wenn ich mich ausruhe, muss ich mich daran erinnern, dass ich diesen Tag nicht vergeude, sondern das ich genau das richtige mache, um mich zu kurieren, und wiederherzustellen. 

Es hat ganze zwei Tage gedauert bis ich es eingesehen habe. Mein Körper hat Recht. Ich sollte mich hinlegen. Mir Eis zum Frühstück gönnen, dieses Slow Life zelebrieren und den ganzen Tag im Bademantel durch die Gegend laufen. Oder liegen.

Auch wenn es unfassbar schwer für mich ist, werde ich es tun. Meinen Gefühlen vertrauen und ruhen. Nur alles mit einem anderen Mindset. Ich habe einen Tag lang absolut nichts gemacht, und ich wusste, dass es wohl eine der schwersten Herausforderungen für mich war. Einfach nur liegen, in die Luft schauen, und warten. Während dem Liegen gingen mir Hundertmillionen Dinge durch den Kopf, die ich viel lieber machen würde, ein paar die ich in meinem desolaten Zustand sogar machen könnte, aber ich musste mich zu dieser Ruhe wohl zwingen. 

Es ist eine Aufgabe, die ich schaffen konnte. Die ich erfüllen konnte. Und die mir in meiner persönlichen Weiterentwicklung denke ich etwas gelehrt hat. 

Jeder hat ein eigenes Tempo, und zwei Tage für mich, haben sich wie ein Jahr angefühlt. Aber ich denke, ich habe es nun überstanden und vor allem verstanden.

Alle Batterien müssen irgendwann einmal wieder aufgefüllt werden. Und es wird Zeit, dass ich meine auffülle.
Also stecke ich mich mein Ladekabel an die Stromquelle an, lege die Füße hoch, und genieße meine Kurierzeit. Denn wenn ich genau überlege, ist es ein Segen, diese Zeit haben zu dürfen. Eine Zeit, in der ich nichts machen muss, also wieso darüber nörgeln, wenn ich dankbar dafür sein könnte.

Einfach mal nichts tun, dass wollte ich doch die ganze Zeit ? Also sollte ich jetzt jede Sekunde dafür dankbar sein, und sie richtig auskosten. 

Meine Erkenntnis //

Zwei Tage lang nichts zu machen ist kein Rückschritt. Es ist eine Auszeit, die dazu dient, so viel Energie zu tanken, um statt einen Schritt nach vorne, gleich zwei machen zu können. Ich wusste das von Anfang an, und doch habe ich es nicht zugelassen. Ich konnte es einfach nicht. Und daher dient mir dieser Beitrag höchst persönlich. Er soll mich erinnern, das nächste mal gleich zu ruhen, keine Warnsignale zu überhören und zu ignorieren, und einfach mal nichts zu tun. Und vielleicht hilft er ja Euch. Um Euch zu erinnern, dass Ruhen oft notwendig ist, und es unendlich viele schöne Dinge im Nichts-Tun gibt, und wir uns einfach manchmal dazu zwingen müssen, auch jene zu sehen. 


Denn oft müssen wir Situationen annehmen, statt dagegen anzukämpfen, und erkennen darin, dass Annehmen nichts mit Aufgeben, sondern mit Akzeptieren und Tolerieren zu tun hat.

Es hat ganze zwei Tage gedauert, bis ich diese Erkenntnis hatte, aber sie jetzt nieder zu schreiben, hilft. Es hilft. Heilt. Hemmt. Hütet.

 

 

 


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