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Lebensmittelverschwendung in Österreich / Lebensmittelabfälle vermeiden

Der plasticfree July Monat führte bei mir nicht nur zu einem Besuch im Bundesministerium für Nachhaltigkeit & Tourismus, sondern auch zur speziellen Auseinandersetzung mit Themen wie Lebensmittelverschwendung, Plastic Pollution, und Zero Waste MIT EUCH. Wie schaut die Lage zu Lebensmittelabfällen in Österreich aus, was sind vermeidbare Lebensmittelabfälle und welche Gründe gibt es, warum Lebensmittel in privaten Haushalten weggeworden werden ?

Lebensmittelverschwendung in Österreich

Die Thematik mit der Lebensmittelverschwendung ist von hoher Bedeutung, um den Hunger zu bekämpfen, die Lebensmittelsicherheit zu erhöhen, und mehr Ressourcen effizienter zu sparen.

Ressourcen an Land, Wasser, Energie und Arbeit werden durch Lebensmittelverschwendung beeinflusst, und das Wegwerfen von übrig gebliebenen Essen führt zu unnötiger CO2 Emission.

Die Gründe für Lebensmittelverschwendung sind vielfältig und variieren weltweit. Mehr dazu weiter unten.

 

Lagebericht zu Lebensmittelabfällen und -verlusten in Österreich von WWF Österreich & MUTTER ERDE

Lagebericht zu Lebensmittelabfällen und -verlusten in Österreich von WWF Österreich & MUTTER ERDE

 

Laut Daten aus dem Lagebericht zu Lebensmittelabfällen und -verlusten in Österreich von WWF Österreich & MUTTER ERDE, werden in Österreich jährlich insgesamt rund 760.000 Tonnen Lebensmittelabfälle erzeugt.

Diese 760.000 Tonnen Lebensmittel umfassen dabei die gesamte Wertschöpfungskette von Handel bis zu Außer-Haus Verpflegung, und private Haushalte. Exklusive, also ohne Daten zur Lebensmittelverschwendung in den Bereichen Landwirtschaft und Produktion, da dort momentan keine Abschätzungen möglich sind.

Jene 760.000 Tonnen/ Jahr lassen sich in vermeidbare und nicht vermeidbare Lebensmittelabfälle unterteilen.

491.000 von 760.000 Tonnen gelten als vermeidbar.

 

Was sind vermeidbare Lebensmittelabfälle und -verluste ?
Zu den sogenannten vermeidbaren Lebensmittelabfällen gehören:

  • Originale Lebensmittel ohne Verpackung

In diese Kategorie gehören all jene Lebensmittel in ihrem Originalzustand. Sprich lose verkaufte Lebensmittel wie Äpfel, Brot usw. Diese Abfälle sind vermeidbar.

  • Originale Lebensmittel mit Verpackung

Dazu gehören vor allem nicht angebrochene, also ungeöffnete originale Lebensmittel: Ungeöffneter Joghurt. Ungeöffneter Aufstrich. Auch den Abfälle sind vermeidbar.

  • Angebrochene Lebensmittel ohne Verpackung

Wie der Name suggeriert sind das Lebensmittel ohne Verpackung, die schon teilweise verbraucht wurden. Ein angebissener Apfel, ein halbes Laib Brot. Hier spricht man ebenso von vermeidbaren Abfällen.

  • Angebrochene Lebensmittel mit Verpackung

Ein geöffneter Joghurt, ein geöffneter Aufstrich usw. Diese Abfälle sind vermeidbar.

  • Zubereitungsreste

All jene Abfälle, die beim Putzen und beim Zubereiten von Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch anfallen. Ein Teil der Zubereitungsabfälle ist vermeidbar. Ein anderer Teil wie Knochen, Kerne von Früchten, Eierschalen, etc. fallen jedoch in die Kategorie der nicht vermeidbaren Lebensmittel.

  • Speisereste

Speisereste sind all jene Lebensmittel, die nach dem Verzehr übrig geblieben sind. Dazu gehört auch zu viel Gekochtes, das im Kühlschrank gelagert und dann weggeworfen wird. Speisereste sind daher vermeidbar.

Es gibt daher viele Bereiche, in denen Lebensmittelverluste reduziert werden können, und in denen wir bewusst Abfälle verhindern können. Um jedoch zu verstehen, warum im allgemeinen so viele Verluste und Abfälle an Nahrungsmitteln entstehen, möchte ich auf die Gründe für Lebensmittelverschwendung in privaten Haushalten eingehen.

Bis zu 40 % der Lebensmittel gehen im Handel sowie bei KonsumentInnen verloren, überwiegend indem noch genießbare Lebensmittel weggeworfen werden.

 

 

Die Hauptgründe, warum in privaten Haushalten Lebensmittel weggeworfen werden

 

  • Die Übersicht und das Wissen zum Vorrat fehlt

Man weiß selbst nicht mehr, was man alles daheim noch im Kühlschrank, oder im Vorratsschrank lagern hat. Daher kommt es oft zum Einkauf von unnötigen Lebensmitteln, die schlecht und weggeschmissen werden.

Was kann man dagegen tun:

  • Einkaufsliste schreiben, um wirklich nur das zu Kaufen, was wirklich benötigt wird.
  • Im Monat einmal ordentlich den Vorratsschrank organisieren.
  • Schauen, was habe ich noch zu essen.
  • Man kann sich informieren, was man aus speziellen Resten machen kann.

 

  • Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist überschritten

Hier liegt sicher der Hauptgrund, warum Lebensmittel ohne Nachzudenken weggeworfen werden. Es ist eine weit verbreitete Fehl-Annahme, dass nach dem Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatum, das Lebensmittel nicht mehr essbar ist. Es wird unnötig weggeworfen.

 

Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD)

Das MHD ist jener Zeitpunkt, bis zu dem das Lebensmittelunternehmen garantiert, dass das Produkt bei richtiger Lagerung und geschlossener Verpackung seine spezifischen Eigenschaften behält. Sprich es wird vom Hersteller selbst festgelegt, bis wann das Produkt die beste Qualität, bestes Aussehen und den besten Geschmack aufweist.

Es endet daher normalerweise VOR dem Verderb des eigentlichen Lebensmittel und ist daher kein Verbrauchsdatum oder Ablaufdatum, da die meisten Lebensmittel über diesen Zeitpunkt hinaus noch genießbar und essbar sind !

 

 

  • Spezielle Angebote: Preisnachlass, günstigere Großpackungen

Ja ich gebe es zu. Ich finde sie auch sehr verführerisch. Die Preisnachlasse und besonderen Angebote. Man tendiert ohne bewusstes Nachdenken und Hinterfragen wirklich sehr schnell dazu, einfach die größere Packung zu kaufen, um Geld zu sparen. Wo es jedoch hinführt wissen wir alle.

 

Nun kommen wir zur interaktiven Bewegung dieser ganzen Lebensmittelverschwendungs Thematik.

Vor ein paar Tagen habe ich Euch gebeten, mir Eure individuellen Fragen zu Lebensmittelverschwendung, Abfallmanagement, Abfallvermeidung, Dumpstern, Littering und Plastikreduzierung unter jenem Instagram Post zukommen zu lassen.

🍇🍎🍒🥕🌽 Around 760,000 tonnes of food are being thrown away every year in Austria; with 42% of all total waste produced in private households. One of many reasons for this food waste problem is, that consumers misunderstand the sell-by-date (Mindesthaltbarkeitsdatum). Together with the Ministry of Sustainability and Tourism, I want to spread more awareness for this ongoing issue. You get the chance to ask any question you want relating to food waste + management and I will take your question with me to my meeting with the persons in power this Wednesday. The questions are going to be answered by people working in and for the Ministry of Sustainability & Tourism the answers will be collected and shared on my blog. ❕ . . – If you have any question relating to food waste, foodmanagament, waste management, dumpstern, littering, food sharing, laws or regulations & co. just comment the question down below ! 👇🏻 👇🏻 . . I am more than thankful for this opportunity to take some action and to work together with the Ministry and with each and every single one of you guys. 😇🌿

A post shared by Vivien H. Belschner / Vienna (@vanillaholica) on

 

 

 

 

 

 

All jene kommentierten Fragen, habe ich gesammelt, und gemeinsam mit Mitarbeitern des Abfallmanagement Sektors des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit & Tourismus (BMNT) beantwortet.

Hier findet ihr nun die Auflistung der frequently asked questions FAQ (meist gestellten Fragen) zur momentanen Situation in Österreich:

 

FAQ / Fragen zu Lebensmittelverschwendung in Österreich

 

  • Welche Ziele hat sich Österreich zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung gesetzt ?

BMNT: Auf europäischer und nationaler Ebene möchte man die Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten um bis zu 50% auf 2030 reduzieren. „Lebensmittel sind kostbar!“ ist die Initiative des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT), die sich das Ziel gesetzt hat, in enger Kooperation mit der Wirtschaft, den Konsumentinnen und Konsumenten, mit Gemeinden und mit sozialen Einrichtungen eine nachhaltige Vermeidung und Verringerung von Lebensmittelabfällen herbeizuführen.

Durch diese Initiative sollen vor allem folgende Ziele erreicht werden:

  • Reduktion der vermeidbaren Lebensmittelabfälle
  • Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung für den korrekten Umgang mit Lebensmitteln, dies wird vor allem durch Öffentlichkeitsarbeit umgesetzt

Bei meiner Recherche (Vivi) fiel mir auf, dass es oftmals an Daten zu dieser Thematik fehlen. Für einen langfristigen Erfolg bin ich daher der Meinung, dass eine regelmäßige Datenerhebung und ein regelmäßiger Bericht zur Einhaltung der Reduktionsziele notwendig ist. Die Bereitstellung von Daten gehören meiner Meinung nach auch zur Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärungsarbeit, genauso wie ständiges (öffentlich einsichtliche) Kontrolle zur Einhaltung der Ziele.

Laut BMNT ist die Verbesserung der Datenlage in allen Bereichen der Wertschöpfungskette ein Ziel von weiteren Forschungsaktivitäten.

 

  • Warum wird nicht mehr „Aufklärungsarbeit“ bezüglich Mindesthaltbarkeitsdatum betrieben?

BMNT: Aufklärungsarbeit bezüglich des Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) werden in Form von Workshops, Vorträgen, Broschüren, und allgemeiner Bewusstseinsbildung in verschiedensten Ebenen betrieben. Ende Mai 2017 wurde zwischen Lebensmittelunternehmen und Bundesminister Andrä Rupprechter die freiwillige Vereinbarung zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen bei Lebensmittelunternehmen vorgestellt.

In dieser Vereinbarung wird zum Beispiel die Maßnahme aufgegriffen, dass alle beteiligten Lebensmittelunternehmen sich dazu verpflichten, eine Kooperation mit einer sozialen Einrichtung zu schließen, oder andere Formen der Weitergabe bzw. Verwendung von Lebensmittel zu setzen !

Dadurch sollen Lebensmittel, die nach Ladenschluss übrig und noch essbar sind, weitergegeben werden.

 

  • Warum wird das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht gesetzlich reguliert ?

BMNT: Bezüglich des Mindesthaltbarkeitsdatum ist keine gesetzliche Regelung in Sicht, da eine Garantie auf Qualität und Sicherheit für das Produkt vom Hersteller vorausgegeben wird. Laut Aussagen des Ministeriums wird bezüglich des MHDs auch eine gewisse Selbstverantwortung vom Konsumenten erwartet und logistisch wäre es auch problematisch ein Mindesthaltbarkeitsdatum gesetzlich zu regulieren.

Vivi: Ich persönlich bin der Meinung, dass die Aufklärung zum MHD mit einer gewissen Selbstverantwortung des Konsumenten zu tun haben. Da gebe ich dem Ministerium recht. Ich bin aber auch der Meinung, dass genau in diesen Fällen das Ministerium die Aufgabe hat für mehr Aufklärung zu sorgen. Und dass selbst viele Freunde und Bekannte in meinem Umkreis (an Studierten, und Menschen mit guter Ausbildung) oft einfach nicht wissen, was das MHD ist, ist, so finde ich, doch auf eine mangelhafte Aufklärung zurück zu führen. Aber jeder hat das Recht sich diesbezüglich seine eigene Meinung zu bilden. Verstärkte Informationen zum MHD wären definitiv anzustreben.

 

  • Warum gibt es neben dem MHD keinen zusätzlichen Infotext, dass das Produkt vermutlich auch danach noch genießbar ist und man einfach daran riechen / probieren soll? 

BMNT: Dies ist auf ein reines Platzproblem auf dem Produkt zurück zu führen. Der potentielle Vorteil, der sich durch diesen zusätzlichen Infotext ergeben würde ist ebenso fraglich. Oft lesen laut BMNT die Konsumenten nicht einmal die Inhaltsliste durch, daher würde ein zusätzlicher Infotext zum MHD wahrscheinlich auch nicht gelesen werden.

 

  • Wieso landen Bananen, die nicht der Norm entsprechen, im Müll?

BMNT: Bananen, die nicht der Norm entsprechen, werden als „nicht marktgängig“ deklariert. Dieser Begriff „nicht marktgängig“ umfasst dabei all jene Lebensmittel, die aus Gründen der Verbraucherwartungen nicht über den herkömmlichen Markt abgesetzt werden können oder sollen. So erwarten die meisten Konsumenten beispielsweise absolute Frische, so dass Lebensmittel nahe dem Mindesthaltbarkeitsdatum frühzeitig aus dem Verkauf entfernt werden sowie Obst und Gemüse mit Druckstellen aussortiert wird.

Doch wie schon vorher erwähnt, wird so genannte B-Ware heutzutage auch immer öfter vermarktet. Die Tendenz diesbezüglich ist steigend. Laut der Vereinbarung 2017-2030 fangen nun Unternehmen und Gastronomie Betriebe Kooperationen mit Herstellern an, um auch diese B-Ware zu vermarkten und nicht zu verschwenden.

Leitfaden für die Weitergabe von Lebensmitteln an soziale Einrichtungen – Rechtliche Aspekte bietet da noch einige Einblicke in jene Aktivitäten !

 

  • Was passiert mit dem Müll aus der Biotonne ? Wird dieser auch verbrannt oder kompostiert ?

BMNT: Großteils des Müll aus der Biotonne wird in Biogasanlagen verarbeitet.

 

  • Warum dürfen übrig gebliebene Waren / Gebäcke, Brote, Kuchen etc. nach Ladenschluss nicht verschenkt werden ?

BMNT: An sich dürfen übrig gebliebene Waren an soziale Einrichtungen weiter gegeben werden. Wie es in Österreich auch geschieht. Die vom Handel und von Lebensmittelproduzenten gespendeten Lebensmittel kommen fast zur Gänze bedürftigen Personen zugute. Dafür müssen die Lebensmittel jedoch für den Endverbraucher sicher sein.

Im Jahr 2013 wurden 6600 Tonnen Lebensmittel aus dem Handel weitergegeben, die Zahlen steigen jährlich. 2017 waren es schon 12250 Tonnen, die weitergegeben wurden.

Wenn das Mindesthaltbarkeitsdatumeines Lebensmittels überschritten ist, so muss dieser Umstand deutlich und allgemein verständlich kenntlich gemachtwerden. Die Ware darf jedoch weiterhin in Verkehr gebracht werden, wenn sich das Unternehmen, das die Ware an EndverbraucherInnen oder Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung abgibt, davon überzeugt hat, dass das Lebensmittel sicher ist.

 

  • Oder dürfen sie verschenkt werden und keiner kennt die genaue Gesetzeslage ?

BMNT: Diese Frage wurde davor schon beantwortet. Zusätzlich lässt sich aber noch folgendes sagen: „Alles was nicht direkt angeboten wird, darf weitergegeben wird“. Lebensmittel zum Beispiel vom Buffet dürfen nicht weitergegeben werden. Für diese Lage hat die Wiener Tafel die sogenannte Tafelbox ins Leben gerufen, mit der übrig gebliebenes Essen auf Veranstaltungen oder bei Buffets eingesammelt und weitergegeben werden kann.

Ganz nach dem Motto „Lebensmittel einpacken statt wegwerfen“.

 

In freundlicher Zusammenarbeit mit der Abteilung V/6, Abfallvermeidung,-verwertung und -beurteilung
des Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus.

 

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