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Umweltbiotechnologie // Die häufigst gestellten Fragen zu meinem Studium

Umweltbiotechnologie Department der Universität für Bodenkultur in Tull an der Donau.

Mein Studium, mein Studienzweig und was Umweltbiotechnologie bzw. Environmental Biotechnology genau bedeutet, bekomme ich mittlerweile so oft gestellt, dass ich hier die häufigst gestellten Fragen einmal beantworten möchte. Ich als Nerd plaudere jetzt einmal ein bisschen aus dem Nähkästchen.

Hattest Du in der Schule schon einen Naturwissenschaftlichen Schwerpunkt?

Ja hatte ich. Ich besuchte das Bundesrealgymnasium in Spittal an der Drau in Kärnten mit dem Fokus auf Naturwissenschaften.
In der Oberstufe hatte ich zusätzlich zur Mathematik Biologie, Physik und Chemie (jeweils 2-3 Wochenenstunden, und umfangreicher als auf üblichen Schulen) und hatte zusätzlich noch praktisches Labor in diesen Fächern. Ich machte meine Matura (Abitur) unter anderem auch in Biologie.

Ich denke schon, dass es mein Interesse sehr gestärkt hat. Denn irgendwie ist es ja so. Je mehr man mit einem Fach in Verbindung kommt, und je mehr man sich damit auseinander setzt, desto eher versteht man auch die Materie. Wenn ich nur eine Wochenstunde Chemie gehabt hätte, hätte ich es sicherlich ebenso wie der Großteil der Schüler*innen ziemlich trocken und langweilig gefunden. Sich damit jedoch öfter auseinander zu setzen hat dazu geführt, dass mich diese vielen C,O,H Buchstaben ziemlich faszinierten.

Findest Du dein Studium sehr fordernd ?

Meiner Meinung nach ist diese Frage ziemlich schwierig zu beantworten. Was ist fordernd ? Was ist anstrengend ? Wenn es etwas ist, dann ist es subjektiv und relativ. Für die einen mag es fordernd sein, für die anderen nicht. Daher ist hier Vorsicht geboten.
Aber um meinen persönlichen Senf dazu abzugeben:
Ich finde sowohl den Bachelor (Lebensmittel-und Biotechnologie) an der Universität für Bodenkultur (BOKU) als auch den Master Biotechnology fordernd.

Das liegt in meinem Fall aber daran, dass ich mich immer gerne selbst fordere. Ich laufe die extra Meile. Ich mache eine extra Runde. Egal in welchem Bereich, versuche ich stetig aus meinen Gewohnheiten auszubrechen und etwas Neues zu wagen. So auch in meinem Studium. Ich mache Prüfungen und Übungen nicht nur, um sie dann absolviert und erledigt zu haben, sondern, um eine Spezialistin zu werden. Immer mit dem Ziel vor Augen. Dem Bigger Picture. Ich möchte eine Spezialistin in Sachen Umweltbiotechnologie werden und das bedeutet viel Zeit, viel Arbeit und viel Disziplin. Ich bin sehr ehrgeizig und zielstrebig, und es kann gut passieren, dass ich für Prüfungen mehr lerne als notwendig. Aber dann hab‘ ich ein gutes Gefühl, bin selbst zufrieden, und kann mein Wissen auf Papier bringen. 
Kurz gesagt: Ich finde es fordernd. Kenne jedoch auch viele Mitstudent*innen, die das Studium eher lapidar angehen und nicht so viel Zeit und Aufwand reinstecken wie ich. Das bleibt jedem selbst überlassen.

Wie lange dauert das Studium durchschnittlich ?

Rein theoretisch braucht man für den Bachelor 6 Semester also 3 Jahre und für den Master 4 Semester also 2 Jahre. Auf der Uni munkelt man, dass der Bachelor durchschnittlich 8-9 und der Master 4-5 Semester in Anspruch nimmt. Ich habe für den Bachelor ziemlich genau 8 Semester benötigt, da ich zwischendurch noch ein Auslandssemester in Irland gemacht habe.

Gerade der Master Biotechnologie bzw. mein Schwerpunkt auf Umweltbiotechnologie ist – so empfinde ich es- Zeit intensiv. Man hat viele Lehrveranstaltungen mit Anwesenheitspflicht. Viele Übungen und Seminare, an denen man anwesend sein muss. Zusätzlich kommen die Hausübungen, Abgaben, Seminararbeiten, und Protokolle dazu. Deswegen gehören definitiv beide Studienzweige in die Kategorie „Vollzeitstudium“. Aber das Schöne am Studium ist ja nach wie vor, dass man es sich selbst einteilen kann. Wenn es einem zu viel wird, gibt man einfach ein paar Veranstaltungen ab und macht alles ein bisschen langsamer. Nimmt den Fuß vom Gas und macht eines nach dem anderen.

Bist du in wissenschaftlichen Fächern gut ?

Ja. Eindeutiges Ja. Wie in der zweiten Frage schon beantwortet, haben mich die naturwissenschaftlichen Fächer seit meiner Schulzeit sehr interessiert. Ich lerne jedoch auch eher einfach. Wozu ich eine kleine Anekdote aus meinem Leben erzählen möchte. Bis zur 7. Klasse war ich die personifizierte Mathe-Niete. Selbst mein Mathematik Lehrer wusste nichts mit mir anzufangen. Keiner konnte mir diese Zahlen wirklich näher bringen. Bis es mich und meinen Ehrgeiz irgendwann so sehr gestört hat, nur Bahnhof zu verstehen, dass ich es mir selbst beigebracht habe. Lange Rede, kurzer Sinn. In der 8. Klasse, also in dem Jahr, in dem die Matura anstand, saß ich jeden Abend eine Stunde an meinem Schreibtisch und habe gerechnet. Die einfachsten und die schwierigsten Aufgaben. Bis es Klick gemacht hat. Bis ich die Lösung hatte, die hinten im Buch stand.

Ich denke, dass war eine Phase, in der ich gelernt habe, richtig zu lernen. Durch dieses regelmäßige Tun und Lernen habe ich für mich heraus gefunden, welche Strategien funktionieren. Wie lerne ich am besten ? Wie merke ich mir am ehesten was ? Was geht ? und was funktioniert einfach garnicht ?
Klar, muss auch ich mich bei gewissen Fächern richtig dahinter klemmen und teilweise ziemlich lange lernen. Grundsätzlich bin ich in wissenschaftlichen Fächern aber gut. Einfach, weil ich meine Lernstrategie herausgefunden habe, und großes Interesse für die meisten Veranstaltungen aufbringe.

Welche Fächer gefallen dir sehr gut ?

Spontan fallen mir da folgende Fächer ein:

  • Methods in Environmental Biotechnology
  • Fundamentals in Environmental Biotechnology
  • Bioprocess Engineering
  • Biopolymers for Sustainable Utilization
  • Global Waste Management
  • Cell and Molecular Biologiy
  • Nanotechnology and Nanosciences

Ist das ein kostenloses Studium?

Jain. Der einzige Beitrag, der pro Semester anfällt ist der Studienbeitrag in der Höhe von knapp 20€. Zusätzlich benötigt man natürlich Blöcke, Stufe, Labormantel und Laborutensilien.

Was war dein Bachelor Studiengang ?

Ich habe Lebensmittel-und Biotechnologie (in Deutsch) auf der Universität für Bodenkultur in Wien studiert. Nun studiere Umweltbiotechnologie bzw. Environmental Biotechnology im 2. Semester ebenso auf der BOKU.

Ist es ein sehr praxis-bezogenes Studium?

Meiner Meinung nach schon, ja. Es gibt sowohl im Bachelor als auch im Master viele Übungen. Man lernt in vielen verschiedenen naturwissenschaftlichen Bereichen unterschiedlichste ‚State-of-the-Art‘ Methoden. Im Master lernt man zusätzlich das korrekte, und richtige Lesen von Paper. Und bekommt einen Einblick in einige Programme, die in der Wissenschaft verwendet werden: R-Statistic, IPSE Pro, Mathematica und Simulations Softwares und Co. Die eigenen Wahlfächer und freien Wahlfächer kann man für weitere Übungen verwenden, um noch mehr Praxis-Bezug zu bekommen. Ich empfinde das Studium als sehr ausgeglichen, sowohl praktisch als auch theoretisch.

Muss man schon im 2. Semester ein Masterthema für die Masterarbeit haben ?

Nein, muss man nicht. Man kann für sich selbst entscheiden, wann man die Masterarbeit schreibt. Sehr viele schreiben die Arbeit im zweiten Semester. Rein theoretisch kann man sie aber auch im Ersten, Dritten, Vierten, Fünften, Sechsten schreiben. Das ist ganz egal.

Wie ist das Aufnahmeverfahren ?

Da ich meinen Bachelor ebenso auf der BOKU gemacht habe, und der Master einfach nur der weiterführende und umfangreichere Studienzweig ist, habe ich nur eine E-Mail an die Studienservices schreiben müssen. Wenn man von einer anderen Uni mit einem anderen Background kommt, kann sein, dass man zusätzlich noch einige Lehrveranstaltungen absolvieren muss. Da das Studium auch sehr technisch ist, und Fächer wie Verfahrenstechnik, Wärme-und Stoffwechselübertragung, Prozesstechnik etc. vorkommen, müssen diese Fächer meist nachgeholt werden. Für genauere Infos bitte auf der offiziellen Uni- Homepage schauen.

Präsentationen ? Gruppenarbeit? Anwesenheitspflich?

Es gibt von allem etwas. In vielen Lehrveranstaltungen muss man Hausaufgaben innerhalb einer Woche erledigen und abgeben. In anderen sollte man Paper lesen und ausarbeiten, um dann im Seminar mitreden zu können (wird benotet). Die Protokolle, die man nach einem Labor schreiben muss, sind meistens Gruppenarbeiten. Es wird individuell eingeteilt, wer welchen Teil übernimmt und schreibt. Anwesenheitspflicht haben alle Seminare und Übungen und eine Handvoll Lehrveranstaltungen. An sich würde ich sagen, es gibt viel zu tun. Man ist nicht immer auf sich alleine gestellt, und kann zum Beispiel Hausaufgaben immer in einer Gruppe machen. Die meisten Arbeiten und Präsentationen sind jedoch alleine zu erledigen.

Interessiert Du dich für Chemie ?

Definitiv. Ich finde jedoch, dass im Master Studiengang lange nicht so viel Chemie involviert ist wie im Bachelor. Warum das so ist ? Biotechnologie ist ein interdisziplinäres Studium aus Biologie, Chemie, Prozesstechnik.. Es geht im Grunde darum, Organismen bzw. Zellen zu verwenden, um spezielle Prozesse oder Produkte herzustellen. Das heißt man benötigt ein sehr umfangreiches Wissen in verschiedensten Naturwissenschaftlichen Gebieten von Biochemie, Mikrobiologie, Molekularbiologie bis zu Bioprozesstechnik, Methoden, Verfahrenstechnik und Analytik. Sprich nach Absolvierung des Studiums ist man eher ein Generalist, der sich in vielen verschiedenen Bereichen gut auskennt, als ein Spezialist. Der zum Beispiel alles über eine Zelle weiß, jedoch nichts über den Wärmeaustausch, oder die Produktion in der Zelle sagen kann. Generalisten schon 🙂 !

Was hat man nach dem Studium ‚Umweltbiotechnologie‘ für Möglichkeiten in der Arbeitswelt?

Umweltbiotechnologie oder oft auch als Graue Biotechnologie bekannt, umfasst alle biotechnologischen Verfahren zur Aufbereitung von Trinkwasser, Reinigung von Abwasser, Behandlung von Abfällen, Sanierung kontaminierter Böden und Abluft- beziehungsweise Abgasreinigung.

Im Grunde geht es darum, mit Hilfe von Mikroorganismen, die von Natur aus eine spezielle Eigenschaft verfügen (zum Beispiel einen Stoff abzubauen, der für viele Lebewesen giftig ist) zu verwenden. Möchte ich zum Beispiel einen mit Gift belasteten Boden biologisch aufreinigen, suche ich nach Mikroorganismen, die in der Lage sind, dieses Gift auf natürlicherweise zu verdauen und abzubauen. Der Vorteil besteht darin, dass die Mikroorganismen nicht gentechnisch angepasst, sondern ihre natürlichen Eigenschaften genutzt und verstärkt werden.

Nach Absolvierung des Masterstudiums habe ich Jobmöglichkeiten in der Forschung (Laborarbeit), in der Industrie und in spezialisierten Firmen als auch im Management und in der Beratung:

Die Palette an möglichen Arbeitsstellen ist sehr groß, und auch die Nachfrage für Umweltbiotechnologen und Spezialisten steig mit der rasant steigenden Problematik des Klimawandels und Umweltschutz.

  • Altlastensanierung (Bodensanierung, Abwasserbeseitigung, Behandlung von Abfällen)
  • Biotechnologie im Umweltschutz (Entsorgung von in der Produktion entstandenen Belastungen)
  • Schadstoffabbau
  • Schadstoffvermeidung (während industrieller Herstellungsprozesse)
  • Biologischen Abfallbehandlungsanlagen
  • Management Bereich

Ich bin qualifiziert, biotechnologische Verfahren nicht nur zu entwickeln sondern auch zu verwenden, um Müll, Abfall, Kontaminationen, Schadstoffe, Gifte und Co in der Umwelt mit Hilfe von Mikroorganismen zu beseitigen. Ebenso weiß ich Präventationsmaßnahmen, um mögliche zukünftige Umweltprobleme zu vermeiden.

Würdest Du es weiterempfehlen oder rückblickend etwas anders machen?

Ich würde absolut gar nichts anders machen, denn ich bin sehr zufrieden mit meinem Studium und wie sich alles entwickelt hat. Ich habe alle Prüfungen und Veranstaltungen immer nach Gefühl besucht, habe mich zwar grob an Leitlinien und Empfehlungen gehalten, aber oft auch Lehrveranstaltungen vorgezogen oder verschoben.

Was ich jedoch definitiv empfehlen kann ist, sich nicht von Mitstudent*innen verwirren zu lassen. Zu oft habe ich es erlebt, dass bei gewissen Prüfungen und Übungen eine absolute (unberechtigte) Panik gemacht und erzeugt wurde. „Die Prüfung sei beim ersten Mal unmöglich“ „Man müsste 8 Wochen dafür lernen.“ Und selbst dann, schafft man sie nicht. Davon darf man sich keinesfalls je beirren lassen, ganz gleich in welchem Studium.

Jeder lernt anders und jeder tut sich bei manchen Prüfungen einfacher als die Kollegen. Stets auf das eigene Gefühl hören, und nicht auf die Meinung anderer. In 95% Fällen habe ich gewisse Fächer anders empfunden als mir gesagt wurde. Nicht vom Weg abbringen lassen. Das ist wohl mit der wichtigste Tipp, den ich jedem näher bringen kann.

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