Innachhaltig leben

Natürliche Farbstoffe vs. synthetische Farbstoffe // Vergiften wir uns selbst ?

In der Mitte des 19ten Jahrhunders wurde von dem englischen Chemiker William Henry Perkin der erste Farbstoff von Menschenhand erzeugt. Diese Entdeckung transformierte und revolutionierte die Textilmanufaktur; der erste synthetische Farbstoff weltweit wurde entdeckt. Durch diesen Farbstofff konnten die Textilhersteller ihre Quantität und Angebot vergrößern. Denn von nun an war es möglich, Kleidungsstücke in verschiedensten Farbtönen, Farbmustern und Farbpaletten anzubieten –  und das vergleichsweise billig.

Im Vergleich dazu sind die natürlichen Farbstoffe auf eine viel ältere Geschichte zurück zu führen. Die Reise führt uns nach Indien, zurück zu eine der frühesten Zivilisationen der Weltgeschichte. Von der sogenannten Indus River Valley Zivilisation ist bekannt, dass sie Indigo, den wohl bekanntesten natürlichen Farbstoff, der großteils in Jeans verwendet wird, als erstes verwendeten.

Die Schlussfolgerung aus beiden Fakten : Die Verwendung von natürlichen Farbstoffen ist viel älter, und traditioneller, nichts desto trotz werden aus Kosten und Zeitgründen offenbar mehr synthetische Farbstoffe verwendet.

Was ist nun der genaue Unterschied zwischen natürlichen und synthetischen Farbstoffen ?
Und wie wirken sie auf die Umwelt ?

Im Grunde genommen kann man folgendes sagen:

Synthetische Farbstoffe sind all jene Farbstoffe, die industriell hergestellt werden und nicht in der Natur zu finden sind. Eine große Menge jener Farbstoffe wurde neu entwickelt, so wird heut zu tage Indigo großteils (aus Kostengründen) auch industriell hergestellt.

Chemisch betrachtet lassen sich die synthetischen Farbstoffe in mehrere Gruppen unterteilen. Drei wichtige Gruppen sind die Azofarbstoffe, die Triphenylmethanfarbstoffe und die Anthrachinonfarbstoffe.

Natürliche Farbstoffe hingegen kommen in der Natur, in Tieren und in Pflanzen vor. Pflanzliche Farbstoffe sind z. B. Chlorophyll, Indigo, Blauholz, Safran, Curcuma.

Ein Problem, das bei der Verwendung der synthetischen Farbstoffe ganz klar vorne mit dabei ist, ist die hohe Belastung derer für die Umwelt. So wurde 2014 eine Studie in Indien durchgeführt, die zeigte, dass der Fluss Noyyal, der in der Nähe großer Färbehäuser zu finden ist, einen signifikanten Anstieg an Chemikalien im Vergleich zu anderen Flüssen hatte.

NPE sogenanntes Nonylphenol Ethoxylat, wird in der Textilmanufaktur nicht nur als Färbe-, sondern auch Reinigungs- und Waschmittel verwendet.

Eine 2011 von Greenpeace durchgeführte Studie fand NPE in 2/3 aller getesteten Kleidungsstücke. Modemarken, bei denen enorme Mengen an NPE in Kleidungsstücken gefunden wurden sind :
Adidas, H&M, Ralph Lauren und Lacoste. Greenpeace erklärte die gefundene Menge zwar für gering, es bestände jedoch bei der Verwendung dieses Farbstoffes ein Risiko für die Umwelt.

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2015 wurde ein Bann jener Substanz durchgesetzt. So soll von nun der Richtwert von 0,01% NPE in Kleidungsstücken eingehalten werden. Das ist für die Zukunft zwar sagen wir einmal besser, löst jedoch nicht das ganze Problem. Denn so möge ab sofort zwar die Menge an NPE in Kleidung drastisch gesenkt sein, aber was ist mit der Kleidung, die vor dem Bann und vor dem Abkommen produziert wurde ?

NPE gelangt bei jeder Wäsche in’s Grundwasser. Dabei zerfällt NPE in Nonylphenol (NP), das über Transport im Wasser irgendwann in den Weltmeeren landet. Dort häuft es sich in den Körpern der Fische an. Es führt zur Fehlbildung, Vermehrungsproblemen und Umweltverschmutzung.
Und schlussendlich verseucht es unsere Ozeane.

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Eine weitere Untersuchung der dänischen Regierung zeigt, dass die Konzentration von NPE, die in Kleidung gefunden wird, die Gesundheit des Menschen nicht beeinflusst. Nichts desto trotz sei in heller, greller Kleidung und Kleidungsstücken aus China am meisten NPE gefunden worden.

Viele mögen jetzt zwar aufatmen und sich nach den radikalen Fakten wieder beruhigen. Ich persönlich frage mich jedoch folgendes:

Wie gehen wir nun also mit der Tatsache um, dass es zwar unsere Gesundheit angeblich nicht beeinträchtigt,
die Umwelt, Tierwelt und Natur jedoch schon ?

Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Um dass zu wissen, muss man keine Wirtschaftsstudentin sein. Wenn nun also die Nachfrage nach kostengünstiger, billiger, leicht zugänglicher Kleidung da ist, wird uns – vor allem in den Industriestaaten – jenes Angebot geliefert. Aus Kostengründen werden jene Fast Fashion Kleidungsstücke großteils mit synthetischen Farbstoffen gefärbt, denn das ist nun einmal einfach billiger, und geht womöglich auch schneller.

Der Großteil der Gesellschaft entscheidet sich also dazu, billig produzierte Kleidungsstücke zu kaufen, die oftmals synthetisch hergestellte Substanzen und Chemikalien beinhalten, die nachweislich der Umwelt Schaden zu fügen.

Nur um das noch einmal deutlich festzustellen :
Viele der hochexklusiven Designer Marken, die sich preislich von den Modeketten wie H&M, Zara und co deutlich abheben, greifen oft auch auf ähnliche billige Produktion zurück.

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So behaupte ich nun keineswegs, dass wir ab sofort Zara meiden und dafür bei Ralph Lauren einkaufen sollten. Nein. Chemikalien und zugesetzte synthetische Substanzen lassen sich sowohl in High Fashion, als auch in Commercial Fashion finden. (Tipp: Wir sollten beide meiden 😉 )

Das Problem besteht jedoch nach wie vor darin, dass jene Substanzen nicht nur die Arbeiter, die ihnen ausgesetzt sind, schaden, sondern auch der Umwelt.

Denn spätestens wenn wir eines dieser Kleidungsstücke waschen, löst sich ein Teil dessen aus dem Kleidungsstück, und landet früher oder später in unseren Weltmeeren.

Wo fangen wir nun also an,
um solch ein Problem wirklich zu beseitigen ?

Ich denke im Endeffekt führen alle Gedanken wieder auf ein bewusstes Kaufverhalten zurück. Ganz gleich ob es sich dabei um Fair Fashion handelt, wo großteils versichert wird, dass jene Chemikalien weder den Menschen noch die Natur gefährden. Oder ob wir ganz im Retro Style eher auf Vintage Kleidung und Second Hand Stücke zurück greifen.

Sollten oder müssten wir, wir Menschen, die in den Industriestaaten leben und aufgewachsen sind, die Verantwortung für jene in den Entwicklungsländern hart- schuftenden Arbeiter übernehmen ?
Haben wir nicht wenigstens ein bisschen Verantwortung für all jene zu tragen, deren Stimmen nicht gehört werden, und die sich gegen Ausbeutung und Aussetzung von Chemikalien nicht wehren können ?

Mit jedem Kauf, den wir betätigen, unterstützen wir eine Seite. Die Seite derer, die die Gesundheit vieler Menschen gefährden, und damit zur Verschmutzung der Umwelt beitragen. Oder die Seite derer, die sich des Problems bewusst ist, und in kleinen, aber folgestarken Schritten gegen jene Verantwortungslosigkeit ankämpft ?

Ich entscheide mich für die zweite Seite. Und du ?  

Die Nachfrage bestimmt das Angebot, und so ist es meiner Meinung nach wohl der einzig effektive Weg, die eigene Nachfrage zu überdenken. Dabei muss man weder auf etwas verzichten, noch selbst seinen Geschmack eingrenzen. Sogenannte Slow Fashion bietet mittlerweile ein riesen Angebot an trendigen, stylishen und für jedes Alter entsprechenden Kleidungsstücken.

Und das definitiv ganz ohne Verseuchung von Flüssen, Meeren, Mutationen von Fischen und Gefährdung von Menschenleben.

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