Inbewusst leben

Von Entweder / Oder. Der Zwiespalt in jedem von uns. #notizanmich

Bevor es kommendes Wochenende nach nun knapp 4 Monaten hier in Irland für die Osterferien nach Österreich zurück zur Familie geht, wollte ich den Blogpost wieder einmal für eine #notizanmich nutzen.

Was ist ein #notizanmich Post ?

In meinen #notizanmich Posts geht es um Notizen, Geschichten, Gedanken und Gefühle rein von mir, an mich. Ich schreibe die Beiträge zur Reflexion. Um mir für eine kurze Zeit ganz bewusst dessen zu sein, was ich die letzten Tage an mir, in meinem Umfeld oder im Allgemeinem beobachtet habe.
Ich schreibe diese Notizen auch, um über die Zeit hinweg eine Entwicklung oder Veränderung zu beobachten. Oder ein Konstanz ? Das werde ich ja dann sehen.

Ich kann mich noch gut an meine letzten Tage in Wien erinnern. An die Tage vor meiner Abreise in ein neues Leben in Irland.

Zurück im Dezember, als es a*schkalt war, vergleichsweise viel geschneit hatte, und ich schon die wichtigsten Prüfungen geschrieben hatte. Ich hatte also viel Zeit nachzudenken, Dinge zu hinterfragen, und zu darüber zu grübeln, ob meine Entscheidung in’s Ausland zu gehen die richtige war, ob ich es nicht eventuell zu einem anderen Zeitpunkt machen hätte sollen, und sowieso. Zu jener Zeit war ich mit meinen in Wien-lebenden Freunden sehr eng, wir haben viel unternommen, viel gelacht, und viel Mist gebaut.

Es gab teilweise sogar Momente, in denen ich mir wahrlich nicht mehr sicher war, ob ich überhaupt noch in’s Ausland möchte.

Aber wie es die Umstände so ergeben, kann man sich schwer von jetzt auf nachher von einem Auslandssemster abmelden, nach dem schon alles gebucht, registriert und fixiert ist. Also hieß es zusammen reißen, auch wenn es oftmals leichter gesagt ist als getan. So dankbar ich ja war, ein ganzes Semester im Ausland verbringen zu dürfen, desto groß war die Aufregung und Unsicherheit.

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Ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder das Gefühl kennt, wenn man sich eigentlich zu 100% sicher ist, das Richtige zu tun, aber dann wenn die Tage näher rücken, an denen die Tat oder Entscheidung ansteht,  die 100% sich auf einmal nicht mehr wie 100% anfühlen.

Eher wie 50 %.
Und 50% sind – wie meine Oma zu sagen pflegt –
„nichts Halbes und nichts Ganzes“

und damit hat sie definitiv recht.

Nichtsdestotrotz ging es Anfang Januar nach Irland. Und wenn ich heute zurückblicke, kann ich zwar meine Zweifel, meine Angst und meine Ungewissheit verstehen, aber weiß gewiss, dass sie definitiv umsonst war.

Nach knapp einem Monat hat sich eine Clique in der Gruppe der Internationals (= international Studierende) gebildet, die wir allerliebst „TheSquad“ nennen. Ca 15. Leute und 10 unterschiedliche Nationalitäten, die mir nicht nur erzählten, dass sie am Anfang ähnliche Gedanken hatten, sondern auch dass sie den gleichen Gedankenprozess durchmachten.

Überfordert und eingenommen von neuen Nationalitäten, neuen Gesichtern, einem neuen zu Hause und Neuheiten in wirklich allen Lebensbereichen, verliefen die ersten Wochen in Irland wie eine Achterbahn der Gefühle. Oder eher eine Achterbahn, die nur gerade aus in 80 % Steile runtersaust. Voller Adrenalin, Endorphine, Glückshormone und Energie.

Die ersten Wochen – und auch jetzt noch – hatte ich so viel Energie, dass ich nachts nicht schlafen konnte. Ich bin wie ein Honigkuchenpferd im Bett gelegen, habe vor mich im schwarzen und abgedunkelten Zimmer gegrinst. Habe alte Bilder von vergangen Reisen mit „TheSquad“ angeschaut und mich selbst dabei erwischt, wie mein Herz eher immer anfing schneller zu schlagen, als sich zu beruhigen.

Tja, also dann doch kein Schlaf.

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Vom Hoch des Lebens,
Energie, Kraft, Motivation und Lebenslust

Seit ich in Irland bin lebe ich auf diesem „Hoch des Lebens.“ Mit Energie, Kraft und Motivation, die ich davor noch nicht in so einem Ausmaß erlebt habe, stehe ich jeden Morgen auf und gehe jeden Abend zu Bett. Mittlerweile habe ich gemerkt, dass 2 Stunden Sport am Tag helfen, um wenigstens ein bisschen Energie los zu werden; und mein Schlafrhythmus hat sich auch wieder eingerenkt ! Whoop Whoop ! 🙂

So schreibe ich jetzt diesen Blogpost mit den Gedanken, dass ich in 3 Tagen „TheSquad“ für ein paar Tage verlassen werde. Personen, die ich zwar erst seit 4 Monaten kenne, jedoch das Gefühl habe, schon immer an meiner Seite gehabt zu haben.

Wir sind für einander da, wie ich es bis jetzt noch in keinen anderen Freundschaften erlebt habe. Wir gehen zusammen in die Vorlesungen, essen zusammen Mittag, tun so als ob wir in der Bibliothek studieren würden, (obwohl wir großteils nur irgendwelche Youtube Videos schauen, und damit die restlichen Studenten nerven), gehen zusammen Sport machen, betreiben Freizeitaktivität und verbringen Filmabende gemeinsam.
Von Menschen,
die einen verändern und beeinflussen

Jene Menschen sind dafür verantwortlich, dass ich Vivi, von einer eher zurückhaltenden, introvertierten und bedachten Person, spontaner und offener geworden bin.

Ich hatte immer gepflegte Beziehungen zu meinen Freunden, war jedoch aber auch sehr froh, über Perioden in denen ich einfach niemanden sehe. In denen ich alleine in einer Vorlesung sitzen kann, ohne über die letzten Wochenendereignisse ratschen zu müssen. In denen ich allein in einem Café mein Lieblingsbuch lesen kann, und abends mit meiner Portion Eis vor meinem Grey’s Anatomy Stream sitze.

Ich habe immer gedacht es ist nur ein entweder / oder möglich. Ich muss entweder introvertiert, zurückhaltend und ruhig sein, mit einer Handvoll Freunde und Sozialer Kontakte, oder ich muss das genaue Gegenteil darstellen. Jeden Tag unterwegs, nie daheim, mit allen auf per Du.

Aber ich kann glücklich und auch mit leichten Tränen in den Augen nun behaupten: Dass ich ein Mittelding gefunden habe. Ich verbringe viel Zeit mit meinem Freunden, schaffe jedoch auch Stunden, in denen ich nur für mich bin und meine Gedanken sortieren kann.

Es gibt kein
Entweder / Oder

So wie jetzt. So wie heute. So freut sich der zurückhaltende Teil in mir auf ruhige, und entspannte Tage im Kreise der Familie in Österreich. Und der abenteuerlustige Teil auf meine weitere Zeit danach in Irland. Auf weitere Reisen, Filmabende, Fußballspiele, und Mittagspausen in der Caféteria.

So Clichéehaft und oberflächig es ja vielleicht für manche Leser sein mag, desto wichtig war diese Erkenntnis für mich. Ich bin unfassbar dankbar, jene Einsicht erlangt zu haben, und damit das Gefühl, mich für eine Seite entscheiden zu müssen, abgelegt zu haben.

Es ist tatsächlich eine essentielle #notizanmich.

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